Liebe Ney Sceatcher,

du wunderst dich wahrscheinlich über diesen Brief. Ich kann dir nur sagen, dass es mir nicht leicht gefallen ist meine Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen. Durch die Aktion „Mut zur Nische“ bin ich auf „Als das Leben mich aufgab“ aufmerksam geworden. Deshalb muss ich vor allem dieser Aktion danken, denn ansonsten wäre das Buch wohl niemals in meine Hände gewandert. Einfach, weil es mir nicht aufgefallen wäre.  Ich glaube, dass ich deinem Buch mit diesen Worten nicht annähernd gerecht werden kann und doch möchte ich es versuchen. Die Geschichte über das Mädchen mit den hellen Haaren und den blaugrauen Augen, welches vergessen hat wie es gestorben ist geht unter die Haut und regt zum Nachdenken an. Dir ist es wunderbar gelungen ein gewisses Gleichgewicht zwischen „sein“ und „nicht sein“ zu erschaffen und dem Leser dabei viele Lektionen mit auf den Weg zu geben ohne, dass es  dabei so wirken würde, als würde jemand mit dem erhobenen Zeigefinger vor einem stehen. Im weiteren Sinne ist es eine Reise zu sich selbst, die den Menschen Dinge hinterfragen lässt und die Augen dafür öffnet, dass nicht alles selbstverständlich ist. 
Ich hab dir ein paar meiner liebsten Zitate rausgesucht: 


„Wir alle tragen ihn in uns. Diesen kleinen Funken Hoffnung, der uns am Leben erhält. Er beinhaltet all unserer Träume, all unsere Wünsche.  Wir tragen ihn in unseren Herzen und auch in unseren Gedanken. Wie ein Licht, das ständig weiter brennt in dieser Dunkelheit voller Schatten und bösen Albträumen. Wenn wir lachen, strahlen wir diese Zuversicht aus. Wir leben für sie Tag für Tag, bauen Brücken und Häuser mit diesem kleinen Funken, den man Leben nennt. Bis das Leben eines Tages diesen Funken überholt und wir aufwachen. Wir tragen dann immer noch die Hoffnung in unseren Herzen, jedoch ist ihr Funke  so klein, dass er bei der leisesten Bewegung erlischt. Wir sterben aber nicht einfach so. […] Wir hinter lassen Spuren, helfen anderen, ihren Funken zu erhalten, geben ihnen Hoffnung und bauen ihre Brücken zu Ende. […] Spuren, die selbst die Dunkelheit nicht zerstören kann.


Du wirst diese Welt niemals erklären können. Du kannst versuchen sie zu malen, sie zu beschreiben. Doch jeder sieht diese Welt anders, als ob jeder einen eigenen Filter hätte, der die Welt in unterschiedliche Farben taucht. Ich denken das ist es, was unsere Welt ausmacht. Wir alle sind verschieden und doch irgendwie gleich. Position 171

Was ist sie? Die Trauer? Sie ist nicht wie die Liebe, die uns hoffen lässt, oder wie der Hass, der uns durstig macht. Nein, die Trauer verändert uns und lässt und erkennen, dass wir vielleicht einen neuen Weg gehen sollten. 479

Herzen sind nur aus Glas, und es reicht ein Windstoß, um sie zerbrechen zu lassen Position 544

„Falsche Freunde gehören irgendwie zum Leben, wie das Wasser ins Meer. Man konnte nur versuchen sie früh zu erkennen. Denn auch wenn sie ihre Masken trugen, so mussten sie diese irgendwann ablegen um kurz Luft zu holen, bevor sie ihre Rolle weiterspielten. Das Leben war nicht mehr als ein Theater. Ein ständiges Heben und Senken des Vorhangs“ 1135
„Wir klatschen, applaudieren dem Jongleur ohne uns darüber im Klaren zu sein, dass er mit unseren Herzen jongliert. […] Willkommen in diesem wunderbaren Theaterstück. Schauspieler, so weit das Auge reicht. Sie tragen Masken, um ihr wahres Gesicht zu verbergen, verwirren mit ihren Kartentricks, erzählen uns Geschichten aus fernen Ländern und lächeln uns zu, damit wir uns wohlfühlen. Die Kleider, die sie tragen, sind nur Täuschungen. Ihre Worte haben sie aus Filmen und Geschichten und dennoch blenden sie uns. […] Wir verlassen das Zelt und kehren zurück in eine Welt aus Schutt und Asche, in Gedanken bei den bunten Bildern. Erst zu Hause merken wir, dass wir bestohlen wurden. Betrogen wurden wir um unser Denken, […] Leben, so nennt sich die Vorstellung, und ob man will oder nicht, sie ist unvermeidlich. 2418f

Ich möchte dir und dieser Geschichte vor allem Danken. Du hast mir so viel mit auf den Weg gegeben und dich auf so schöne Art mit solch einem schweren Thema auseinandergesetzt. Ich möchte bitte sehr viel mehr davon. Dies ist zwar ein kleiner Abschiedsbrief, dennoch hast du es geschafft mit deinen Worten Spuren zu hinterlassen, die nicht verblassen werden. Ich hoffe darauf bald mehr von dir lesen zu können.

Danke!

Für die, die das Buch noch nicht kennen:

Inhalt:

Als das Leben mich aufgab, war ich 16 Jahre alt und trug keine Schuhe… Keine Ahnung, wie ich gestorben bin oder wie ich heiße, aber ich nenne mich Mai. Ja, richtig, wie der Monat. Im Jenseits wollten sie mich nicht haben. Zu viele unerledigte Dinge, haben sie gesagt. Darum stehe ich jetzt hier mit einer Handvoll Briefe an Menschen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Doch möchte ich das überhaupt? Möchte ich meine Vergangenheit wiedererwecken? Wissen, wer ich war, wen ich liebte und wie ich starb? Eigentlich nicht und doch wird diese Reise mir im Tod mehr über das Leben lehren, als es das Leben selbst je gekonnt hat. Mit ihrer sehr intensiven und einfühlsamen Betrachtung des Todes öffnet Autorin Ney Sceatcher ihren Lesern die Augen für die wesentlichen Dinge des Lebens

Quelle: Amazon

Hier findet ihr übrigens weitere tolle Beiträge zu diesem tollen Buch: 
#MutZurNische 
https://buchvogel.blogspot.de/2018/02/mutzurnische-brief-an-mai-lektionen-als-das-leben-mich-aufgab.html
https://sandraflorean-autorin.blogspot.de/2018/02/mut-zur-nische-als-das-leben-mich-aufgab.html (funktioniert erst ab dem 14.03.2018)