Titel: Infernale
Autorin: Sophie Jordan
Verlag: Loewe – Februar 2016
ISBN: 978-3785581674
Buch – 17,95 €
ebook – 13,99 €
Seiten: 384
Genre: Dystopie
Inhalt
„Ich will schreien, dass ich nicht fort bin. Ich bin der gleiche Mensch, der ich gestern war. Ich habe mich nicht verändert. Aber irgendwie doch. Für sie habe ich mich verändert.“ S. 35
Die siebzehnjährige Davina Evelyn Hamilton – kurz Davy – lebt im Jahr 2021 in Texas. Sie ist nicht nur ein musikalisches Wunderkind, welches schon im Kleinkindalter Klavier spielen konnte und mittlerweile auch viele andere Instrumente, wie beispielsweise die Gitarre, die Flöte oder die Geige beherrscht, sondern auch beliebt ist und sich den heißesten Typ der Highschool geangelt hat. Außerdem hat sie die Möglichkeit nach ihrem Abschluss an der berühmten Musik- und Schauspielschule Juilliard studieren zu dürfen. Alles ist nahezu perfekt bis Davy der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Sie wurde bei einem Routinetest positiv auf das Homicidal Tendency Syndrome, kurz HTS oder Mördergen, getestet. Obwohl sie sich kein bisschen verändert hat, verändert sich alles andere. Ihre Freunde und auch ihre Familie distanzieren sich von ihr, verhalten sich anders ihr gegenüber und sehen sie mit anderen Augen.
„Sie nennen es das Mördergen. […] Es schlummert, bis es aktiviert wird. Sie kommen nicht alle als Monster zur Welt.“ S. 33
Zusätzlich wird Davy der Privatschule verwiesen, hat einen eigenen Sachbearbeiter und muss eine Sonderklasse für Träger des Mördergens auf einer staatlichen Highschool besuchen. Leider handelt es sich bei dem Besuch der Sonderklasse, nicht um einen normalen Schulbesuch, denn dieser findet in einem Käfig statt. Eingesperrt wie Tiere und bewacht von einem Lehrer bekommen die Träger Aufgaben, die sie bearbeiten müssen.
Nachdem ein Zwischenfall den anderen jagt beschließt die Regierung die Internierung (Freiheitsentzug) aller Genträger.
Meine Meinung
Dieses Buch ist mein absolutes Highlight in diesem Monat. Leider erscheint der zweite Teil erst im Juli diesen Jahres.
Das Cover
Der Umschlag dieses Buches ist aus einem schönen Material. Farblich gefällt mir das Cover auch sehr gut. Das Mädchen auf dem Cover sieht jedoch älter als 17 Jahre aus. Außerdem hat Davy blonde Haare. Das Tattoo an ihrem Hals passt jedoch unglaublich gut zu der Geschichte, weil es in der Dystopie eine zentrale Rolle spielt.
Charaktere
Die Figuren konnte ich mir alle gut vorstellen. Trotzdem ist es schade, dass viele Nebencharaktere vernachlässigt werden, während Sean und Davy im Fokus stehen, wobei der Leser/ die Leserin auch über Seans Vergangenheit im Unklaren bleibt.
Davy
Davy ist ein ganz normales, gut erzogenes, naives und talentiertes Mädchen, welches zu Beginn nicht wahr haben will, dass das Mördergen in ihrer DNA vorhanden ist. Sie ist geschockt darüber wie sich die Menschen ihr gegenüber verhalten und was sie von ihr denken. Gleichzeitig denkt sie genauso von anderen Menschen, die das Mördergen in sich tragen. Im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich jedoch weiter. Aus dem kleinen schwachen und naiven Mädchen wird eine Kämpferin, die zwar akzeptiert, dass sie das Gen in sich trägt aber zwischen dem bloßen Vorhandensein des Gens und der Tatsache eine Mörderin zu sein differenziert. Sie weiß, dass das Gen sie nicht automatisch zu einer Mörderin macht und behält ihre Menschlichkeit obwohl sie nicht wie ein Mensch behandelt wird.
Sean
Sean hat ebenfalls das Mördergen und ist der perfekte „badboy“. Bei ihm handelt es sich um einen sehr geheimnisvollen Charakter. Man erfährt nicht viel über seine Vergangenheit und kann sich deshalb manchmal selbst schwer oder gar nicht erklären, warum er so oder so handelt. Er hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und ist stets zur Stelle wenn Davy ihn braucht. Dabei lässt er wenn nötig die Bestie, die ihn im schlummert, ans Tageslicht treten.
Gil
Gil ist ein schlacksiger Computerfreak, den der Leser/die Leserin einfach mögen muss und das obwohl kaum etwas über ihn in Erfahrung gebracht werden kann. Er bleibt eine Randfigur, obwohl er immer wieder eine Rolle spielt.
Mitchell
Mitchell ist Davys Bruder. Er ist 21 Jahre alt, das schwarze Schaf der Familie und ist zu Beginn die einzige Person, die sich nicht von Davy abwendet und sie aufgrund des DNA-Tests verurteilt.
Die Handlung
Die Handlung dieses Buches ist extrem spannend. Ich konnte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen und habe es in einem Zug durchgelesen. Sophie Jordans Idee ist einfach unglaublich gut. Ein Mördergen, welches vorhersagt, dass eine Person früher oder später zum Mörder wird und auf welches Personen getestet werden können. Jeder kann Träger des Gens sein. Wer es hat wird verstoßen, von anderen Menschen wie ein Monster behandelt und zum Teil sogar markiert. Menschen mit dem Mördergen haben keine Rechte. Sie sind der staatlichen Willkür schlichtweg ausgesetzt, unabhängig davon ob sie sich jemals was zu Schulden kommen lassen. Sehr authentisch zeigt die Autorin auf wie gerade das gesellschaftliche Verhalten die Träger des Gens zu Monstern werden lässt. Des Weiteren ist die Geschichte sehr abwechslungsreich gestaltet. Es kommt immer wieder zu unerwarteten Situationen und es gibt auch eine Liebesgeschichte, die immer präsent ist aber nicht im Vordergrund steht. Zudem wurden die etwas zu mager beschriebenen Charaktere durch spannende Szenen wettgemacht.
Der Schreibstil
Der Schreibstil ist leicht zu lesen und flüssig. Sophie Jordan gelingt es den Leser/ die Leserin zu fesseln und zutiefst zu berühren. Ich habe während des Lesens verschiedenste Emotionen erlebt. Mal hatte ich Mitleid, dann war ich wütend und empfand Hass, ein paar Seiten später war ich verzweifelt, neugierig und dann musste ich wieder schmunzeln. Außerdem endet jedes Kapitel mit Pressemitteilungen zum Mördergen, Plänen der Regierung etc.
Fazit
Dieses Buch fesselt den Leser/ die Leserin bis zum Ende. Des Weiteren behandelt es Diskriminierung und Vorurteile. Gerade im Hinblick auf die Flüchtlingsströme brandaktuelle Themen. Es regt zum Nachdenken an.
In dem Buch führt das ablehnende, diskriminierende und von Vorurteilen geprägte Verhalten von Menschen, die das Gen nicht in sich tragen, dazu, dass Menschen mit dem Mördergen das tun, was Menschen ohne das Gen von ihnen erwarten. Wie lange kann ein Mensch es ertragen so behandelt zu werden wie Sophie Jordan es in diesem Buch beschreibt ohne aggressiv zu werden und so „erste Anzeichen“ des Mördergens zu zeigen? Niemand interessiert sich wer die Person hinter dem Gen ist. Sie wird nur durch das Gen definiert und ist und bleibt ein Monster, auch wenn sie sich nichts zu Schulden hat kommen lassen. Alle Träger werden einfach in eine Schublade gesteckt.
Ist es nicht das was auch oft im Hinblick auf Flüchtlinge geschieht? Ein Flüchtling tut etwas Böses oder vielleicht auch zwei oder drei oder mehr aber sind deswegen gleich alle Flüchtlinge böse?
„Agent Callen: Sie sind ein Monster.
Kevin Hoyt: Das habe ich schon sehr oft gehört… Ist es nicht schön, endlich zu wissen, dass es stimmt?“ S. 215
Bewertung
Eine absolute Kaufempfehlung!
5 von 5 Büchern
Das Bild für die Bewertung habe ich aus folgenden Bildern zusammengestellt: